So ziemlich der letzte Flieger bringt uns aus Kolumbien raus.

Jana:

 

So ziemlich der letzte Flieger bringt uns aus Kolumbien raus. Corona hat die Welt fest im Griff und damit auch unsere neu entstandenen Pläne.

Unsere Welt zu Hause gestaltete sich, wie in allen Familien, zwischen täglicher Neuorientierung, auf die neue Lebenssituation einstellen, mit gleichzeitiger Bearbeitung der weltweiten Situation. Gleichzeitig versuchen wir die Kinder, sicher durch den Alltag zu begleiten. Wie für viele Familien eine absolute Herausforderung. Am Abend denken wir über unsere Pläne für unser Zentrum nach. Kolumbien scheint auf lange Sicht, nicht mehr im Bereich des Möglichen zu liegen. Wir verbringen Zeit vor dem Rechner, suchen via Internet mögliche Grundstücke in Spanien, Mallorca, Deutschland. Während des Suchens und Redens wird immer deutlicher. Vom heimischen Rechner aus diesen Platz zu finden wird nicht gehen. Wir können es nicht sehen, spüren, riechen, hören. Eines Abends, wir saßen wieder einmal vorm Rechner und sahen uns Objekte an, wurde es uns beiden mit einem mal klar.

Wir müssen unseren neu Ort suchen. In der Welt suchen. Wir müssen unseren Ort „erfahren“, um ihn zu finden. Sofort brennen wir beide lichterloh für dieses Thema. Wir fangen an Ideen zu spinnen. Wir wäre es, wenn wir die Suche nach dem Ort schon als Projekt nutzen. Was könnte dafür das Thema sein? Die Ideen flossen nur so aus uns heraus. Das war die Geburtsstunde unserer Busidee.

 

Jana

 

Ein amerikanischer  Schoolbus sollte es werden. Denn der passte super zu unserer Idee. Hartmut gelang es ein Unternehmen zu finden, dass schon einige Busse aus Amerika nach Deutschland geholt hatte und auch unseren Bus fand und zu uns brachte. Es wurde immer konkreter. Die Firma begann den Bus umzubauen, so dass wir damit so autark wie möglich unterwegs sein konnten und wir planten den Innenausbau des Busses. Doch das Leben hatte so ganz nebenbei noch weitere Pläne mit uns.

An einem Freitag im September 2021 klingelte mein Telefon und eine etwas atemlose Mitarbeiterin des Pflegekinderdienstes war dran… „Wir haben einen Notfall“… „Könntet ihr auch noch Victorias Zwillingsschwester Patricia bei Euch aufnehmen?“

 

Hartmut:

Was war passiert? Das Universum hat einen Plan! Auf einmal stand im Raum, dass vor Start unserer Reise, ein weiteres Kind den Weg zu uns findet. Die seit Jahren von Victoria schmerzlich vermisste Zwillingsschwester. Für uns war mit dem ersten Anruf schon klar, das Patricia künftig bei uns ein Zuhause für immer finden würde. Um ihr jedoch ein Stück Selbstbestimmung und eine Idee von Schöpferin ihres Lebens zurückzugeben, überließen wir ihr bzw. den beiden Mädchen das Tempo. Wenige Wochen später sagte Patricia „Ja!“ zu uns und zog mit dem wenigen was sie dabei hatte, bei uns ein.

Das war für mich persönlich eine außerordentliche Erfahrung. Zum ersten Mal erlebte ich selbst, in welchen desolaten Zustand sich ein Kind befindet, was gerade von einem Moment auf den nächsten alles verloren hatte, was es bisher kannte…zu Hause weg… Eltern… Geschwister weg, Spielzeug, Kinderzimmer, gewohnte Abläufe … Ein Kind was aufgrund seiner Vorgeschichte kaum Emotionen und Gefühle kennt, welche das Wachsen eingestellt hatte und sich schlicht nur im Überlebensmodus befand. Man kann keine Dankbarkeit oder Zuneigung erwarten, wir waren für sie fremde Menschen, mit denen sie auf einmal klarkommen soll.

 

Durch unsere Erfahrung mit den anderen beiden wussten wir doch inzwischen, womit wir ihr helfen können ,um sie wieder in ihre Kraft zu bringen

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