Mir war bewußt, dass jetzt eine Reise beginnt, die mich für immer prägen wird. Ich war so aufgeregt vor diesem Termin, jedoch tief in meinem Herzen ahnte ich bereits, dass das mein Weg ist, eine Familie zu gründen. Ich spürte, dass das mein Auftrag in diesem Leben ist. Ich war hier, in dieser Welt, um meine Seelenkinder zu finden. Nach dem Termin im Jugendamt waren wir die nächsten Wochen damit beschäftigt die Papiere auszufüllen, Arzttermine zu vereinbaren, Kontoauszüge und Verdienstnachweise zu kopieren. Und die Seminare zu besuchen, bei denen Adoptiveltern für ihr Leben mit einem angenommenen Kind geschult werden.
Da ich ein Mensch bin, der gern andere an ihrem Leben teilhaben lässt, erzählte ich natürlich jeden der es hören wollte (oder nicht) von unserem Plan. Es war interessant auf welche Reaktionen ich dabei stieß. Die ganze Bannbreite von „Oh, da weisst du doch garnicht, was du bekommst.“ bis hin zu „Das finde ich toll!“., waren dabei vertreten. Der Satz den ich am meisten hörte und höre „Also ich könnte das nicht!“. Zum Glück zeichnet mich aus, dass ich meinen Weg gehe, ohne auf die Meinungen anderer zu sehr zu achten. Dennoch begann ich in dieser Zeit zu lernen, gut auf mich, meine Grenzen und meine Wohlergehen zu achten.
Natürlich ließen mich die Worte meiner Umwelt nicht unberührt. Und spätestens als wir den Fragebogen ausfüllten, waren wir gezwungen uns noch tiefergehender mit dem Thema „Ich nehme ein fremdes Kind zu mir“ zu beschäftigen.
Wir entschieden uns dafür, einem schon etwas größerem Kind eine Heimat zu schenken.
Spannender Weise stellte ich an mir fest, dass ich da wenig Berührungsängste hatte. Damals dachte ich, dass es vielleicht daran lag, dass ich durch meinen Beruf, innerlich eine Haltung entwickelt hatte. Mittlerweile weiss ich, dass dieser Weg sich einfach von Anfang an richtig angefühlt hat und ich ein tiefes Vertrauen drauf hatte und hab, dass dieser Weg richtig und gut ist.
14 Tage nach unserem letzten Seminartag, ich stand gerade neben meinem Auto auf einem Parkplatz, kam der ersehnte Anruf. Unsere zuständige Mitarbeiterin sagte, dass sie ein kleines Mädchen hätte, zu der wir sehr gut passen würden. Sie nannte mir einen Termin, an dem sie uns etwas über die Geschichte des Mädchens erzählen würde und danach könnten wir entscheiden, ob wir sie gern kennenlernen möchten. Mein „Wie heißt sie?“, „Wie alt ist sie?“ Wo kommt sie her?“ Wehrte sie lachend ab. „Wir sehen uns im Jugendamt und dann erfahren sie alles!“. Nun hieß es warten. Ich war auf dem Weg Mutter eines Mädchens zu werden.